Normalerweise flüchte ich in der Mittagshitze für ein paar stunden an Land. Glücklicherweise hab ich gestern etwas länger geschmort denn wie aus dem nichts ist plötzlich eine große schwarze Wand aufgetaucht. Diese ist nicht wie gewöhnlich aufs Meer rausgezogen sondern hat die Marina innerhalb weniger Minuten volle Breitseite erwischt. Als hätte man einen Schalter umgelegt, pfiffen 35 Knoten Wind übers Deck und kurze spitze Wellen ließen das Boot aufschaukeln. Es dauerte nicht lange bis ich bemerkte, dass sich das Boot bewegt. Ein kurzer Blick aufs Tablet verifizierte – 2 Knoten Geschwindigkeit über Grund ist eindeutig zu viel wenn man vor Anker liegt. Also schnell den Motor angeschmissen, die Nase in den Wind gedreht und 5m vor einer drohenden Kollision mit einem anderen Schiff die Lage wieder unter Kontrolle gebracht.
Da ich alleine an board war, blieb mir nicht anderes übrig als zu versuchen meine Position zu halten und abzuwarten bis die Lage sich beruhigte um dann den Anker zu Bergen und neu zu legen. In der Zwischenzeit kam 3 mal die coast guard vorbei um zu fragen ob ich Hilfe bräuchte und ich konnte relativ entspannt das Chaos hinter mir aus der Ferne beobachten. Bei ca. der Hälfte aller Boote im Ankerfeld hat der Anker nicht gehalten und einige trieben unbemannt durch die Gegend und teilweise in andere Boote rein. Ich bin also nur mit einem kleinen Schrecken davon gekommen..
Einige Stunden später wurde ich in der Marina um Hilfe gebeten. Eine Familie hing mit ihrer 50fuss Yacht NOCH immer am Steg fest und der Motor verhinderte, dass sie unter den Steg und ins Powerboot nebenan gedrückt wurden. Der Captain war am Ende seiner körperlichen sowie geistigen Kräfte und seine 12 Jahre Erfahrung halfen ihm nun auch nicht mehr weiter. Da musste erst ein Rookie wie ich um die Ecke kommen und einen zweiten Anker für ihn ins Wasser schmeißen – Problem gelöst.
Glueck gehabt!!! JESUS